Im Glas­haus wächst ein Un­ge­tüm

Wer einen Schneemann baut, sollte ihn lieben, bis er taut und dann vergessen. Die Lieder der Schauspielmusikerin Vera Mohrs fließen seit 2018 in Nürnberger Schauspielproduktionen ein und verzaubern „in ihrer Mischung aus avantgardistischem Pop und einer Anmutung von Kurt Weill“ (nachtkritik) das Publikum – zuletzt in der erfolgreichen Inszenierung von „Alice im Wunderland“. Im heutigen Konzertabend mit Band werden Werke aus den Produktionen „Where I End and You Begin“, „Alice im Wunderland“ sowie aus Veras Soloprogramm aufgeführt. Mit dabei: Nicolas Frederik Djuren und Elina Schkolnik, die Goldkehlchen und Sascha Tuxhorn, der Bass-Profi im Schauspielensemble. Begleitet werden sie von dem Multi-Holzbläser Gerhard Schäfer und dem Schlagzeuger Christoph Huber.

Die Songwriterin Vera Mohrs schafft es wie kaum eine Zweite, eigenwillige musikalische Klänge und ungewohnte Melodien zu Ohrwürmern zu machen. Gekonnt verwandelt sie kluge Inhalte in leichtgängige, klangvolle Texte. Das Innenleben einer Mon Chéri-Schachtel wird hier zum Ausgangspunkt für die Überlegung, was „Zuhause“ bedeutet. Diffuse Bedrohungen einer sich verändernden Welt werden zur wuchernden Pflanze in einem Gewächshaus, aus dem es auszubrechen gilt. Wer wirft den ersten Stein? Ihre Textdichtungen sind eine abstrakte Chronik gesellschaftlicher Phänomene und gleichzeitig ein sinnlicher Ausflug in die menschliche Gefühlswelt, zwischen Zweifeln und überschwänglicher Lebensfreude.
Sie veröffentlichte drei Alben mit ihrer Band „Veras Kabinett“ bei Traumton Records sowie 2022 das Album & Kunstbuch „Gefieder“ mit ihrem Kollegen Kostia Rapoport.

Foto © Stefanie Marcus