Zweikanal-Videoinstallation (17:32) von Edith Saldanha, 2024, New York
ab 04.10.2025, Foyer Schauspielhaus, Europäische Erstpräsentation parallel mit DE SINGEL, Antwerpen
„Skin.Bodies I“ dauert etwa 17 Minuten und wird jeweils exklusiv für 2 oder 4 Zuschauer*innen gezeigt.
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SKIN.BODIES I von Edith Saldanha ist das erste Kapitel eines Triptychons über institutionelle Gewalt und ihre Auswirkung auf den Körper. Die Arbeit begreift den Körper als Material, ein Objekt, das geformt, diszipliniert und geprägt wird durch institutionelle Zwänge. Im Zentrum steht die Haut: als Grenze zwischen Innen und Außen, als individuell einzigartiges Dokument und zugleich als Projektionsfläche gesellschaftlicher Machtverhältnisse.
In neun Szenen folgt die zweikanalige Videoarbeit den Spuren, die strukturelle Ungleichheiten auf Körpern hinterlassen und entfaltet eine Geschichte von Selbstreflexion, Assimilation, Emanzipation bis hin zu Transformation. Die Haut als Oberfläche wird fluid und löst sich von sozialen Zuschreibungen und eröffnet so einen Denkraum jenseits struktureller Ungleichheitssysteme.
Saldanha verhandelt die Haut als mehrdimensionalen und politischen Raum: als Oberfläche, auf der Gewalt sichtbar wird, als individuelles wie kollektives Archiv und als Ort der Transformation. Durch unterschiedliche Materialien, Texturen und Farben entsteht ein Wechselspiel zwischen psychischem Zustand und physischer Erscheinung.
Die Haut wird mit gesellschaftlichen Machtstrukturen in Beziehung gesetzt, die auf einem grundlegenden Paradox beruhen: Institutionen schaffen durch Hierarchien Ungleichheit, verlangen zugleich jedoch Anpassung – an Sprache, (Körper-) Haltung oder Geschmack. Für marginalisierte Körper wird diese Anpassung zur Überlebensstrategie und zugleich zum Versprechen sozialer Mobilität. SKIN.BODIES I befragt in diesem Spannungsfeld sowohl repräsentationspolitische als auch emanzipatorische Strategien in Form von (ökonomischer) Verwertung von Andersartigkeit. Vielmehr plädiert die Arbeit für die Suche nach systemischen Lösungen, um den Körper jenseits gewaltvoller Rahmen neu zu denken.
Edith Saldanha lebt und arbeitet in Berlin. Ihre interdisziplinäre Praxis verbindet Schauspiel, Performance, Video und forschungsbasierte visuelle Kunst. Theoretische Bezugspunkte für SKIN.BODIES I sind Pierre Bourdieus „Die feinen Unterschiede: Kritik der gesellschaftlichen Urteilskraft“ und Frantz Fanons „Schwarze Haut, weiße Masken“. Die Arbeit entstand im Rahmen einer Recherche in New York. Der Aufenthalt in Bedford-Stuyvesant, einem historisch Schwarzen Arbeiterviertel in Brooklyn, sowie die Recherche insbesondere im Schomburg Center for Research in Black Culture in Harlem flossen maßgeblich in das Projekt ein.
Skin.Bodies I entstand mit Unterstützung des Goethe-Instituts München, Kulturfonds Stadt München und Stadt Salzburg.
Filmstills © Ilina Bhatia